11’781 Franken für 1,5-Zimmer: Firmen besitzen neu meiste Wohnungen

Aktuelle Zahlen zeigen: Neu besitzen Firmen ein Drittel aller Wohnungen in Zürich. Der Bodenpreis hat sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht, womit auch die Mieten weiter steigen, wie ein absurdes Beispiel zeigt.

Teures Wohnungsinserat Zürich
Jede dritte Wohnung in Zürich gehört neu privaten Firmen. (Bild: Screenshot Comparis/Tsüri.ch)

Jede dritte Wohnung in Zürich gehört kommerziellen Firmen, welche damit die Privatpersonen als die grösste Gruppe der Wohnungsbesitzer:innen ablösen. Wie die Stadt Zürich mitteilt, wechselten im Jahr 2023 knapp 300 Liegenschaften die Eigentümerschaft – meistens eben in die Hände von Firmen. 

Die Genossenschaften und die Stadt konnten nur punktuell neuen Wohnraum kaufen, obwohl die öffentliche Hand in den letzten Jahren deutlich mehr Liegenschaften erwarb als in den Jahren zuvor. Mit dieser neuen Entwicklung rückt das Drittelsziel, wonach bis im Jahr 2050 jede dritte Wohnung zur Kostenmiete angeboten werden muss, weiter in die Ferne.

Bodenpreis hat sich verdreifacht

Die Offensive der privaten Firmen in den Boden- und Wohnungsmarkt zeigt sich auch bei den Preisen. Gemäss dem Statistikamt haben sich die Bodenpreise in den vergangenen fünfzehn Jahren verdreifacht. Auch die Mieten kennen nur eine Richtung: nach oben. 

Wie eine exklusive Auswertung von Tsüri.ch aller derzeit ausgeschriebenen Wohnungen zeigt, sind die ausgeschriebenen Wohnungen mehr als doppelt so teuer wie die vermieteten. Die Bestandsmiete für eine durchschnittliche 3-Zimmerwohnung kostet gemäss Zahlen der Stadt Zürich 1470 Franken im Monat, eine im Februar ausgeschriebene Wohnung der gleichen Grösse wird für 3346 Franken angeboten. 

Besonders gross ist diese Differenz zwischen den Bestands- und den Angebotsmieten in den Stadtkreisen 4, 5 und 6. Ein besonders absurdes Beispiel für den überhitzten Zürcher Wohnungsmarkt zeigt sich denn auch im Kreis 6. Dort wurde Mitte Februar eine 1,5-Zimmerwohnung für 11’781 Franken angeboten. 

Die Wohnung ist zwar gross, aber mit 11'781 Franken auch sehr teuer
Die Wohnung ist zwar gross, aber mit 11'781 Franken pro Monat auch sehr teuer. (Bild: Screenshot/Comparis)

Die Wohnung ist mit 140 Quadratmeter zwar vergleichsweise gross, zudem wird sie möbliert vermietet – dennoch setzt dieses Angebot selbst für Zürich neue Massstäbe: Die durchschnittliche Jahresmiete für einen Quadratmeter liegt im Kreis 6 bei 532 Franken, jene der ausgeschriebenen Luxuswohnung ist mit 1009 Franken fast doppelt so hoch. 

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2024-02-27 Portraits Emilia, Simon, Isa-70 2

An der Universität Zürich hat Simon Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Nach einem Praktikum bei Watson machte er sich selbstständig und hat zusammen mit einer Gruppe von motivierten Journalist:innen 2015 Tsüri.ch gegründet und vorangetrieben. Seit 2023 teilt er die Geschäftsleitung mit Elio und Lara. Sein Engagement für die Branche geht über die Stadtgrenze hinaus: Er ist Gründungsmitglied und Co-Präsident des Verbands Medien mit Zukunft und macht sich dort für die Zukunft dieser Branche stark.

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Darum bin ich Journalist:

In einer nicen Stadt wie Zürich gibt es Dinge, Ereignisse, Menschen, die eine Öffentlichkeit verdient haben und kritisch besprochen werden sollten. Ausserdem weiss ich, dass junge Menschen nicht das Interesse an politischen Themen und gutem Journalismus verloren haben – sie werden allzu oft leider einfach nicht als Zielgruppe ernstgenommen. Fazit: Gute Geschichten für junge Menschen, das treibt mich als Journalist an.

Das mag ich an Zürich am meisten:

Unsere Stadt ist gross genug, um eigene Projekte anreissen zu können und klein genug, um den Überblick nicht zu verlieren. Das liebe ich. Und den Sommer. Und all die lieben Menschen.

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