Die NZZ erhält 495’331 CHF von der Stadt – und bleibt unabhängig

Welche Zürcher Lokalzeitung erhält von der Stadt Zürich die grössten Geldbeträge? Während NZZ und Tagesanzeiger keine Auskunft geben, liefern die Departemente die Zahlen.

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Kürzlich kritisierte die NZZ in einem Artikel das Zürcher Finanzdepartement und uns, das Stadtmagazin Tsüri.ch. Der Grund: Via dem Fördertopf «Beitragsfonds» und dem Ausgehkalender Denkmal.org finanzierten die Stadt Zürich und Migros Kulturprozent eine vierteilige Serie über das Zürcher Nachtleben. Diese erschien auf Tsüri.ch und ist entsprechend den Richtlinien des Schweizer Presserates gut sichtbar als Werbung gekennzeichnet, die Serie ist sogar mit einer Infobox begleitet.

Die Vorwürfe der NZZ, wonach die Stadt auf undurchsichtige Weise die Unabhängigkeit einer Redaktion kauft und so selber Medienförderung betreibe, verhallen.

Die Frage, wie viel Steuergeld die Zürcher Lokalmedien erhalten, ist jedoch durchaus interessant. Zeit für einen Faktencheck. Anfragen bei den beiden grössten Verlagen in der Stadt Zürich: NZZ und TX-Group (vormals Tamedia). Beide Verlage antworten mit dem gleichen Wortlaut: «Wir kommunizieren keine Zahlen zu Umsatzvolumen von Kunden.»

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Anfragen also bei sämtlichen Departementen der Stadt Zürich: Wie viel Geld floss für Werbung (beispielsweise Stellenanzeigen) oder Kulturförderung zu NZZ oder Tagesanzeiger. Und: Erwarten die städtischen Stellen mit dem Platzieren der Inserate eine wohlwollende Berichterstattung?

Wie folgende Grafik zeigt, kassiert die NZZ mit Abstand den grössten Betrag aus der Zürcher Steuerkasse. Im Jahr 2021 waren das – von Januar bis jetzt – 495’331 CHF. An zweiter Stelle folgt der Tagesanzeiger mit 149’036 CHF, an dritter Stelle haben wir unsere eigenen Einnahmen von städtischen Stellen oder Betrieben aufgeführt. Diese belaufen sich im Jahr 2021 bisher auf 84’703 CHF.

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Das grösste Werbevolumen stammt bei allen drei Medien von ewz, danach folgen kleinere Aufträge oder Stellenanzeigen. Der grösste Betrag, welcher zur NZZ fliesst, stammt aus der städtischen Kulturförderung via Zurich Film Festival, welches zu 100 Prozent im Besitz der NZZ ist. Anmerkung zu den Zahlen von Tagi und NZZ: Diese sind nicht komplett genau, weil beispielsweise Inserate bei digitalen Jobportalen von den Departementen nicht mit vertretbarem Aufwand zu recherchieren gewesen wären. Tendenziell sind die Beträge noch höher. Anmerkung zu den Zahlen von Tsüri.ch: Diese sind komplett. Alle Beträge beziehen sich auf den Zeitraum von 1. Januar bis Ende Oktober 2021.

Um offene Stellen mit den idealen Kandidat:innen besetzen zu können oder um Dienstleistungen und Informationen möglichst effizient an die gewünschte Zielgruppe bringen zu können, schalten die städtischen Dienstabteilungen Inserate in den Lokalmedien. Neben der korrekten Publikation des Sujets erwarten die Departemente keine weiteren Leistungen. Auf Anfrage verneinen sämtliche Sprecher:innen, dass sie wohlwollende Berichterstattung erwarten.

Dass mit der NZZ zufälligerweise jene Lokalzeitung, welche die städtische Politik am heftigsten kritisiert, den grössten Betrag von den Behörden einstreicht, beweist, dass städtische Gelder in diesem Umfang die redaktionelle Unabhängigkeit nicht in Gefahr bringen.

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2024-02-27 Portraits Emilia, Simon, Isa-70 2

An der Universität Zürich hat Simon Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Nach einem Praktikum bei Watson machte er sich selbstständig und hat zusammen mit einer Gruppe von motivierten Journalist:innen 2015 Tsüri.ch gegründet und vorangetrieben. Seit 2023 teilt er die Geschäftsleitung mit Elio und Lara. Sein Engagement für die Branche geht über die Stadtgrenze hinaus: Er ist Gründungsmitglied und Co-Präsident des Verbands Medien mit Zukunft und macht sich dort für die Zukunft dieser Branche stark.

Das mache ich bei Tsüri.ch:

Irgendwie ein bisschen von allem: Schreiben, lesen, schwatzen, koordinieren – auf der Visitenkarte steht Verleger und geschäftsführender Chefredaktor.

Das mache ich ausserhalb von Tsüri.ch:

Nicht sehr viel. Tsüri ist mein Leben – ich lebe dafür und davon.

Über diese Themen schreibe ich am liebsten:

Politische Themen fesseln mich, schon seit ich ein eigenes Denken entwickelt habe. Darum schreibe ich auch am liebsten darüber. Weil aber fast alles politisch ist, schreibe ich über fast alles gerne. Ausser über Theater, die schaue ich mir lieber einfach an.

Darum bin ich Journalist:

In einer nicen Stadt wie Zürich gibt es Dinge, Ereignisse, Menschen, die eine Öffentlichkeit verdient haben und kritisch besprochen werden sollten. Ausserdem weiss ich, dass junge Menschen nicht das Interesse an politischen Themen und gutem Journalismus verloren haben – sie werden allzu oft leider einfach nicht als Zielgruppe ernstgenommen. Fazit: Gute Geschichten für junge Menschen, das treibt mich als Journalist an.

Das mag ich an Zürich am meisten:

Unsere Stadt ist gross genug, um eigene Projekte anreissen zu können und klein genug, um den Überblick nicht zu verlieren. Das liebe ich. Und den Sommer. Und all die lieben Menschen.

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