Baut jetzt endlich dieses Fussballstadion!

Die ewige Verzögerungstaktik rund um das neue Zürcher Fussballstadion nervt. Höchste Zeit, dass die Stadiongegner:innen ihre Niederlage eingestehen und den Volksentscheid respektieren. Ein Kommentar von Simon Jacoby.

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Obwohl das Stimmvolk zweimal Ja gesagt hat, wird das Stadion immer noch nicht gebaut. (Bild: Tsüri.ch / Elio Donauer)

Dreimal hat die Zürcher Stimmbevölkerung Ja gesagt zum Fussballstadion. Zuletzt im Jahr 2020 mit einer deutlichen Zustimmung von fast 60 Prozent. Ich selbst habe damals Nein gesagt zum Projekt «Ensemble». Viel lieber hätte ich ein von der Stadt finanziertes Fussballstadion gehabt, doch dieses wurde zuvor von der Mehrheit der Abstimmenden versenkt. 

Das Siegerprojekt «Ensemble» hat mich nicht überzeugt – zwei Renditetürme für die Credit Suisse plus die fast vollständige Versiegelung des Bodens entsprechen einfach nicht meinen Wünschen für die Stadt. 

Trotzdem bin ich dafür, dass man nun endlich den Weg frei macht für den Bau genau dieses Projekts. Es nervt, dass immer wieder neue Rekurse auftauchen, sich immer wieder neue Gruppen und Komitees gegen das Stadion engagieren. 

Natürlich haben die juristischen Wege, gegen ein Bauprojekt vorzugehen, ihre Berechtigung. Es ist richtig, dass sich Anwohner:innen gegen Pläne wehren können, die ihre Lebensqualität einschränkt – und es ist richtig, dass Gerichte das letzte Wort haben, wenn sich zwei Lager streiten.

Wer aber den dreifachen Volkswillen einfach nicht akzeptieren will, missbraucht diese Rekursmöglichkeit und entlarvt sich als schlechte Verlierer:in. Auf meine Recherche, wer hinter dem aktuell hängigen Rekurs steckt, habe ich diverse wütende Nachrichten erhalten. Die Berichterstattung sei unkritisch, der Artikel würde nur die Interessen von grossen Finanzinstituten schützen, zudem sei das Stadionprojekt klimaschädlich. 

Doch die Reichen und Prominenten aus Höngg, die hinter dem Rekurs stehen, kämpfen nicht für mehr Umweltschutz oder gegen die Credit Suisse. Diese Stadiongegner:innen stellen sich gegen den Volksentscheid, weil sie ihre Aussicht nicht von Hochhäusern verstellt haben wollen. 

Abstimmungsergebnisse kann man nicht kaufen, dies zeigt die Politikwissenschaft in diversen Studien. Wer Geld hat, kann also das Stimmvolk nicht manipulieren. Doch wer Geld hat, kann einen unliebsamen Volksentscheid auf Jahre hinaus mit juristischen Mitteln verzögern – um seine Partikularinteressen durchzusetzen. Demokratisch ist dies nicht. 

Deshalb, liebe Stadiongegner:innen, akzeptiert den Volksentscheid, gebt den Weg frei für das Projekt «Ensemble». Niederlagen gehören zum Leben, auch wenn sie nerven. Ich weiss, wie es sich anfühlt, ich habe damals auch gegen das Stadion gestimmt.

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2024-02-27 Portraits Emilia, Simon, Isa-70 2

An der Universität Zürich hat Simon Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Nach einem Praktikum bei Watson machte er sich selbstständig und hat zusammen mit einer Gruppe von motivierten Journalist:innen 2015 Tsüri.ch gegründet und vorangetrieben. Seit 2023 teilt er die Geschäftsleitung mit Elio und Lara. Sein Engagement für die Branche geht über die Stadtgrenze hinaus: Er ist Gründungsmitglied und Co-Präsident des Verbands Medien mit Zukunft und macht sich dort für die Zukunft dieser Branche stark.

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Darum bin ich Journalist:

In einer nicen Stadt wie Zürich gibt es Dinge, Ereignisse, Menschen, die eine Öffentlichkeit verdient haben und kritisch besprochen werden sollten. Ausserdem weiss ich, dass junge Menschen nicht das Interesse an politischen Themen und gutem Journalismus verloren haben – sie werden allzu oft leider einfach nicht als Zielgruppe ernstgenommen. Fazit: Gute Geschichten für junge Menschen, das treibt mich als Journalist an.

Das mag ich an Zürich am meisten:

Unsere Stadt ist gross genug, um eigene Projekte anreissen zu können und klein genug, um den Überblick nicht zu verlieren. Das liebe ich. Und den Sommer. Und all die lieben Menschen.

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