Es geht noch schlimmer: 3,5 Zimmer für 8100 Franken
Neu gebaute Wohnungen in Zürich Wipkingen kosten bis zu 8100 Franken im Monat. Für dieses Geld kriegt man nur 3,5 Zimmer, immerhin mit Blick über die Stadt. Ein Kommentar von Simon Jacoby.
Der Artikel von letzter Woche hat für Furore gesorgt. Dass eine 5-Zimmer-Wohnung für 6400 Franken im Monat vermietet wird, hat viele schockiert, wie die Reaktionen auf Social Media und in den Kommentaren unter dem Artikel zeigt.
Eine Tsüri-Leserin hat uns auf einen anderen Neubau aufmerksam gemacht. An der Wibichstrasse in Wipkingen sind die Mieten der Wohnungen noch höher. So ist die 3,5-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss mit für 8100 Franken ausgeschrieben. Mit 165 Quadratmetern ist die Wohnung zwar gross, doch im Sinne der Verdichtung ist dies nicht.
Nimmt man die Faustregel, wonach die Miete ein Drittel des Einkommens nicht übersteigen darf, müssen die neuen Mieter:innen über 24’000 Franken im Monat verdienen. Selbst für ein gut verdienendes Zürcher Paar ist dies ein stolzer Preis.
Wer sich die Wohnung gönnt, wird mit einem spektakulären Blick über die Stadt, den See und bis zu den Bergen belohnt, wie dieser Screenshot aus einem Werbevideo zeigt.
Auf der Webseite heisst es denn auch: «Nicht wenige sind der Überzeugung, dass dies eine der schönsten Aussichten Zürichs ist.»
Der Wert der neuen Liegenschaft wird ebenfalls mit der guten öffentlichen Infrastruktur gerechtfertigt: Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr sei super, auch Schule und Kindergarten befänden sich in nächster Nähe. Zudem: «Bis zur nahen Waid – einem begehrten Ausflugsziel – sind es nur ein paar hundert Meter.»
Immerhin sind die Luxuswohnungen einigermassen nachhaltig, denn das Haus ist energieautark und produziert den Grossteil der Energie mit «Solarpanels auf dem Dach», heisst es auf der Webseite des Projekts.
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An der Universität Zürich hat Simon Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Nach einem Praktikum bei Watson machte er sich selbstständig und hat zusammen mit einer Gruppe von motivierten Journalist:innen 2015 Tsüri.ch gegründet und vorangetrieben. Seit 2023 teilt er die Geschäftsleitung mit Elio und Lara. Sein Engagement für die Branche geht über die Stadtgrenze hinaus: Er ist Gründungsmitglied und Co-Präsident des Verbands Medien mit Zukunft und macht sich dort für die Zukunft dieser Branche stark.
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Politische Themen fesseln mich, schon seit ich ein eigenes Denken entwickelt habe. Darum schreibe ich auch am liebsten darüber. Weil aber fast alles politisch ist, schreibe ich über fast alles gerne. Ausser über Theater, die schaue ich mir lieber einfach an.
Darum bin ich Journalist:
In einer nicen Stadt wie Zürich gibt es Dinge, Ereignisse, Menschen, die eine Öffentlichkeit verdient haben und kritisch besprochen werden sollten. Ausserdem weiss ich, dass junge Menschen nicht das Interesse an politischen Themen und gutem Journalismus verloren haben – sie werden allzu oft leider einfach nicht als Zielgruppe ernstgenommen. Fazit: Gute Geschichten für junge Menschen, das treibt mich als Journalist an.
Das mag ich an Zürich am meisten:
Unsere Stadt ist gross genug, um eigene Projekte anreissen zu können und klein genug, um den Überblick nicht zu verlieren. Das liebe ich. Und den Sommer. Und all die lieben Menschen.